Fleisch ist ein Stück Lebenskraft, heißt es in der Werbung. Wenn man die Methoden der Massentierhaltung und die Produktion von Billigfleisch näher betrachtet, landet man allerdings schnell bei Rinderwahnsinn, Kunstkäse, Gammelfleisch und Dioxin-Skandal. Die Meldung von Dioxin-belasteten Hühnereiern erschien schon im Mai 2010 in der Zeitung und verschwand dann wieder. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass diese Skandale hausgemacht sind. Und falls sich mit der Agrarreform der EU nichts ändert, wird der nächste Skandal nicht lange auf sich warten lassen. Davon hängt nicht nur die Ernährung des Menschen, sondern ein ganzes Ökosystem ab.
Der industriellen Massentierhaltung werden in Deutschland kaum Grenzen gesetzt. Zentrale Umweltgesetze für die Massentierhaltung wurden vielmehr gelockert. In Celle bei Niedersachsen ist bereits der Bau des größten Hühnerschlachthofs in Europa geplant. Hier sollen 2,5 Millionen Hühner pro Woche geschlachtet werden. Nicht weil die Deutschen so viele Hühnchen verspeisen, sondern um zu exportieren und die entsprechenden Exportfinanzierungen der Fleischindustrie in Anspruch zu nehmen. Die Konzerne wollen immer weiter expandieren. Einfach gesagt: Es geht um Geld, um sehr viel Geld, um Macht und um Einfluss.
So ist Deutschland etwa für Frankreich innerhalb kürzester Zeit zum Geflügelexporteur Nr. 1 in der EU geworden. Auch beim Schweinefleischexport, so Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), ist Deutschland Exportmeister: „Jedes zehnte Schwein geht rechnerisch in den Export. Im größten deutschen Schlachthof in Weißenfels in Sachsen-Anhalt sollen dennoch schon bald 20.000 Tiere pro Tag verarbeitet werden. Ist die Anlage dieser Massentierhaltung fertig, zieht das zahlreiche neue Tierfabriken nach sich in einem Einzugsgebiet bis nach Dänemark.“
Die Konsequenz daraus: Handwerkliche Betriebe mit Qualitätserzeugnissen werden durch die Massentierhaltung vom Markt verdrängt, weil sie nicht so viel und so billig liefern können – ein Skandal. Produkte aus Massentierhaltung müssen nicht besonders gekennzeichnet sein und stehen somit im Wettbewerb mit Bauernhöfen mit schonenderen Tierhaltungsbedingungen. Der Verbraucher kann hier nicht unterscheiden.
Doch nicht genug der Skandale: Durch die Massentierhaltung werden die Tiere nicht artgerecht behandelt. Sie stehen unter Dauerstress, werden häufiger krank, müssen öfter mit Impfstoffen behandelt werden, die in den gesamten Nahrungskreislauf gelangen. Das importierte, billige Tierfutter gefährdet damit das gesamte Ökosystem. Tiere in Massenhaltung werden mit optimierten Futtermischungen großgezogen, damit sie schnell schlachtreif werden. Sie werden künstlich gemästet, meist mit genverändertem Billig-Futter aus den Entwicklungsländern, was für diese Länder wiederum ganz eigene problematische Folgen hat (z.B. die Vernichtung von Regenwäldern durch Sojaanbau). Streng genommen ist es also keine Frage, wann der nächste Skandal bekannt wird – er ist längst da.
Für den Verbraucher gibt es weiterhin so gut wie keine Transparenz, sodass selbst der Rat „Augen auf beim Eier- und Fleischkauf“ wenig nützt. Schützen kann sich nur, wer statt im Supermarkt ausschließlich bei einem Händler seines Vertrauens einkauft, auch wenn das teurer ist.